Auf dem Jakobsweg: Euskadi und Navarra

Ich wollte schon immer einmal den Jakobsweg beschreiten. Tagelang unterwegs im unwegsamen Gelände, Hitze, Durst und ein leerer Blick auf das weit entfernte Ziel; das ist was mich reizt. Und so taten wir es. Allerdings mit 1.6 Liter Hubraum und 95 PS unter der Haube – so gehts ein bisschen schneller vorwärts. Der blaue Donner, unser neues modernes Pferd, trug unser schweres Gepäck von Bern via Bordeaux nach Pamplona und schliesslich nach Vittoria Gasteiz. Der Herr hat uns nicht selten einen Parkplatz zur Verfügung gestellt. Dank an seine Adresse.

Immer für ein schönes Plätzchen gut: eine Kirchenruine in der Nähe von Etxauri.

Unsere erste Station war allerdings nicht zur Vergebung der Sünden gedacht. Diese werden in Bordeaux nämlich eher zu einem unabtragbaren Berg akkumuliert: Fleisch, Frösche, Blutpizza, Wein und diese sauguten Canelés für den süssen Abgang standen auf dem Programm. Natürlich nicht ohne den Besuch eines Châteaus in amüsanter Gesellschaft zweier Kickfanatiker aus Bern. Dank an meinen Bruder für die Organisation! Das war eine “grifigi Sach”.

Auf dem Château Branaire-Ducru.
Château Branaire-Ducru.
Durst werden sie nicht so schnell kriegen, diese Franzosen.

Weiter ging es zum Ablass der Sünden also von Bordeaux nach Pamplona. Wir wollten nach dem Château wieder in den Busch – Käfer essen und so. Das Gelände wurde unwegsam – hunderte Kreisel liessen die Schweissperlen spriessen. Durst übermannte uns. Wir brauchten eine Hopfenperle. Eine Perle ganz anderer Art ist das Klettergebiet ETXAURI, keine 10km von Pamplona entfernt, wo wir erstmals Ablass taten. 1500 Routen in weltklasse Fels werden hier geboten. Es steht zwar im Schatten von Siurana und Co. (leider nicht im wahrsten Sinne des Wortes), Felsqualität, Routenauswahl und Aussicht sind ihnen aber ebenbürtig. Touristen bekamen wir in den 10 Tagen Baskenland auch nur selten zu Gesicht – und das ist gut so.

Der Ausblick vom Felsriegel in das Navarrische Hinterland.
Der Sektor Kale Borroka.

Etxauri (= Etschauri) ist eigentlich ein typisches Wintergebiet. 90% der Routen sind gegen Süden ausgerichtet. Entsprechend warm wird es ab März/April, was wir deutlich zu spüren bekamen. Den Geiern bekommt die Hitze anscheinend sehr gut.

Einer der wenigen Nordsektoren in Etxauri.
Rahel kühlt sich im Schatten ab.

Die Pilgerreise auf dem Jakobsweg ging nach zwei Tagen onsight-Spass wegen warmer Temperaturen und Entdeckungslust weiter nach Westen, in Richtung VALDEGOVIA. Das Klettergebiet in löchrigem Tarnfels (Dolomit!) liegt eingebettet in einem Tal, das wie aus einem Heidifilm hätte sein können: auf einer saftigen Wiese, mit einem Bach und viel Schatten. Der ideale Familienkletterfels also! Entsprechend bevölkert war er auch.

Zwar hat sich eine Schweizer Firma (die ich hier nicht nenne möchte) mit diesem Gebiet eine goldene Nase verdient, was aber den Ort nicht unschöner machte.

Valdegovia – ein kleines Paradies.
Valdegobia: auch bekannt für “Psicoterapia” 9a (im Hintergrund)

Weitere, unbearbeitete Sektoren befinden sich übrigens in den anderen, kleineren Tälern. Mangels Informationen haben wir uns aber im Hauptsektor vergnügt.

Löchrig und steil: Valdegovia. Hier eine unbekannte Spanierin am Hebeln.

Wir hatten mit einem Besuch eines Campings mit Pool wieder einmal gesündigt und mussten deshalb weiter den erschwerlichen Weg gehen bzw. fahren. Wir pilgerten mit einem kleinen Schlenker ans Meer nach ARAOTZ. Das Massiv liegt im Herzen des bergigen Baskenland. Von den Bergen bleiben teilweise allerdings nur noch Reste übrig, denn hier wird intensiver Bergbau betrieben, wovon auch die zahlreichen Schwerindustrien in den Tälern zeugen.

Das Massiv von Araotz. Man staune: in den grossen Wänden gibt es keine Routen.

Zwar wurde  mit der ersten weiblichen 8c+ von Josune Bereziartu im Sektor Korea von Araotz Klettergeschichte geschrieben (Honky Mix), was uns aber angesichts der übrigen Routen und der Sektoren (Korea war nass) nicht zu einem längeren Verbleib animieren konnte. Schön wars. Kurz wars. Gebastelt wars.

Die Pilgerreise mit schwerem Gepäck.

SAN FAUSTO besuchten wir auch noch für einen Tag. Wer im sechsten französischen Grad unterwegs ist, der wird hier glücklich. Und auch alle anderen. Die Routen sind nämlich der pure Wahnsinn. Da wäre sogar Jacobi anno 14-Hundert-weiss-nicht-was noch kurz eingekehrt (oder in die Pizzeria, die von einem Kletterer liebevoll eingerichtet wurde – inkl. Holzofen).

Mit der Hitze kam dann auch das Ende des Urlaubs. Zum Glück mussten wir nicht nach Hause laufen… Insgesamt können wir einen Trip ins Baskenland empfehlen: nette Leute, gute Klettergebiete, das Meer, das Essen und wenig Touristen. Der Winter ist gut für Etxauri; Frühling und Herbst für Araotz, Valdegovia und San Fausto. Sommer fürs Meer oder für Ferien in der Tiefkühltruhe.

YOPA!

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